Organisatorisches
Details
Welche philosophischen Auffassungen der Welt, ihrer Genese, ihrer inneren Struktur und ihrer äußeren sichtbaren Eigenschaften wurden im Altertum entwickelt? Wie stellte man die kosmischen Prozesse sowie den (Ur)Stoff dar, woraus alle Dinge bestehen? Welche Gesetze oder (göttlichen bzw. vernünftigen) Kräfte wurden als verantwortlich für die kosmische Ordnung aufgefasst? In welcher Hinsicht unterscheiden sich materialistische/deterministische und teleologische Kosmologien? Welche Modelle (politische? technologische? mathematische? biologische?) wurden auf die Beschreibung der Welt und ihrer Eigenschaften angewandt? Gibt es insbesondere mit Verweis auf Platons Timaios und auf die medizinischen Texte des Corpus Hippocraticum eine Beziehung zwischen Kosmologie und Anthropologie? Welcher Beitrag zur kosmologischen Lehre der Antike wurde von den philosophischen Schulen der hellenistischen Zeit gegeben?
In diesem Seminar werden wir die kosmologischen Lehren ins Auge fassen, die im alten Griechenland vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. entwickelt wurden. Nach einer Einführungssitzung, in der wir allgemeine methodologische und historiographische Probleme vorstellen und diskutieren werden, werden wir uns zuerst mit den sogenannten „vorphilosophischen“ griechischen Kosmologien (Hesiod, Alcman, Pherecydes) und mit den vorderasiatischen Kosmogonien befassen. Danach wird die kosmologische Lehre des Anaximander, Parmenides und Anaxagoras in Betracht gezogen werden. Eine Sitzung wird einem medizinischen Text – der hippokratischen Schrift De Victu – gewidmet sein, deren erstes Buch eine detaillierte Kosmogonie enthalt. Die platonische Kosmologie wird durch eine Lektüre von ausgewählten Textabschnitten des Timaios in Betracht gezogen werden; was Aristoteles angeht, werden wir Textabschnitte von De generatione et corruptione und De coelo lesen und kommentieren. Danach werden wir auf die stoische, epikureische und neo-platonische Kosmologie fokussieren. Die Abschlusssitzung wird in einer allgemeinen Diskussion und in einem Überblick der modernen kosmologischen Lehren bestehen.
Das Seminar wird sowohl für Philosophie als auch für Studenten der Klassischen Philologie angeboten und setzt eine Grundkenntnis der griechischen Philosophie sowie der griechischen und lateinischen Sprache voraus. Alle Texte werden in der Originalsprache sowie in (deutscher oder englischer) Übersetzung bereitgestellt werden. Das Seminar wird zweisprachig sein. Dr. Lo Presti wird sowohl auf deutsch als auch auf englisch sprechen; Dr. Kouloumentas wird auf englisch sprechen. Alle TeilnehmerInnen sind natürlich frei, ihre Beiträge (Referate, Diskussionsfrage und Bemerkungen) sowohl auf deutsch als auch auf englisch zu geben.
Furley, D. 1987, The Greek Cosmologists, Cambridge.
Joachim, H. H. (ed.) 1922. Aristotle On Coming-to-be and Passing-away. Oxford.
Kahn, C. H. 1960. Anaximander and the Origins of Greek Cosmology. New York, London.
Kirk, G. S., J. E. Raven, and M. Schofield (eds.) 1983. The Presocratic Philosophers: A Critical History with a Selection of Texts, 2nd edition. Cambridge.
Lloyd, G. E. R. 1966. Polarity and Analogy: Two Types of Argumentation in Early Greek Thought. Cambridge.
Long, A. A. and D. N. Sedley (eds.) 1987. The Hellenistic Philosophers, 2 vols. Cambridge.
Sedley, D. N. 2007. Creationism and Its Critics in Antiquity. Berkeley, Los Angeles, London.
Taylor, A. E. 1928. A Commentary on Plato’s Timaeus. Oxford.
Vlastos, G. 1975. Plato’s Universe. Seattle.
Wright, Μ. R. 1995. Cosmology in Antiquity. London, New York.