Sprache und Künstliche Intelligenz. Eine historisch-analytische Sondierung 

Humboldt-Universität zu Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
SE
Semester
SoSe 2024
Standort
GEO 47, 0.07
SWS
2
Start
Tag
Mi
Zeit
10-12
Anmeldung
Maximal 25 Teilnehmer_Innen
E-Mail
gerhard.scharbert@hu-berlin.de

Details

Zum Erschrecken vieler Theoretiker ist zwar die Sprache (nach Aristoteles) dasjenige Merkmal, das „den Menschen" von allen anderen Lebewesen unterscheidet, aber andererseits, wie spätestens Joseph Weizenbaums basales Programm ELIZA und die informatischen Vorüberlegungen Alan Turings erwiesen haben, erstaunlich leicht zu simulieren. Da wir trotzdem dennoch so sehr vom Sprachzeichen abhängen, daß dies gar nicht mehr zu Bewußtsein kommt, im direkten Sinne also unbewußt ist, hängt an diesem Problem alles, besonders, wenn neue (Sprach)Programme sich anschicken, uns auch auf dieser Ebene zu täuschen. Nicht nur das sogenannte akademische Studium wird davon betroffen, der Wahrheitswert von Sprache (und Schrift) überhaupt steht plötzlich zur Diskussion. Wir wollen also gemeinsam innehalten und uns der Situation zunächst historisch nähern. Von der ersten künstlichen Analyse der Phoneme einer natürlichen Sprache, dem griechischen Alphabet, über die wissenschaftlichen Bemühungen der Philosophie, Sprachwissenschaft und Physiologie bis ins 19. und 20. Jahrhundert hinein, bis hin zu den umstürzenden Erkenntnissen von Shannons Informationstheorie einschließlich der Entropie natürlicher Sprachen, zu Turingtest und heutiger Simulation, ja geradezu Mimikry von Stilen, Stimmen und Textsorten. Wir werden dabei verschiedenen theoretischen Entwürfen begegnen, die alle auf ihre Weise zu der Fragestellung beigetragen haben, sei es aus dem Bereich der Sprachphilosophie, der historischen Philologie, der Linguistik oder der Psychoanalyse, insbesondere der strukturalen Analyse Jacques Lacans. Eine ausführliche und weiterführende Literaturliste wird am Beginn des Seminars gegeben werden.