Family matters: Naturforschung als Familienangelegenheit

Die Natur wurde in der Frühen Neuzeit in diversen Arenen erforscht: In Botanischen Gärten, Anatomischen Theatern, Laboratorien und Versammlungsräumen gelehrter Sozietäten. Aber auch in Krankenstuben, auf Märkten und nicht zuletzt in Haushalten. Nicht-gelehrte Akteure wie Fossiliensammlerinnen, Kupferstecher oder Bauern waren an der Wissensproduktion maßgeblich beteiligt. In dem Seminar werfen wir einen Blick „hinter“ die in gelehrten Zeitschriften und Monographien publizierten Wissensbestände und konzentrieren uns auf die Produktionsprozesse naturkundlichen Wissens in gelehrten Haushalten. An den Beispielen der Familien um die Astronomen Johannes Hevelius, Gottfried Kirch und Wilhelm Herschel sowie um den Botaniker Carl von Linné studieren wir, wie Naturforschung im Familienbetrieb funktionierte. In einem ersten Schritt decken wir auf, wie die bekannten Naturforscher bei ihren Studien von ihren Geschwistern, Ehefrauen, Kindern, Hausdienern und Nachbarn unterstützt wurden. In einem zweiten Schritt verfolgen wir, wie diese Forschung nach Außen kommuniziert wurde. Im Laufe des Seminars arbeiten wir heraus, was frühneuzeitliche Gelehrtenhaushalte als Ort der Wissensvermittlung und -generierung auszeichnete. Wir erarbeiten ein differenziertes Bild davon, in welchem Rahmen es verschiedenen Akteursgruppen möglich war, sich an der Erforschung der Natur zu beteiligen. Und wir zeichnen exemplarisch nach, über welche Mechanismen Beiträge der an der Forschung Beteiligten für Außenstehende unsichtbar wurden. Zuletzt verfolgen wir, wie die Naturforschung zunehmend aus privaten Haushalten hinaus in öffentliche Räume verlegt wurde und was das für deren soziale Organisation bedeutete.