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Die Biologie und besonders die Genetik zur Lösung sozialer Probleme einzusetzen – das war der Grundgedanke der Eugenik-Bewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eigenschaften und Verhaltensweisen wie niedrige IQ-Werte, Depressionen, Alkoholismus oder Kriminalität wurden auf defekte Gene zurückgeführt. Entsprechend hoffte man, soziale Instabilität und Armut durch die Verbesserung des Erbguts zukünftiger Generationen bekämpfen zu können. Eugenische Programme sollten die Evolution des Menschen kontrollieren und die Erkenntnisse der Genetik und Evolutionsbiologie helfen, den «Neuen Menschen» zu schaffen.
In dem Seminar erarbeiten wir uns einen Überblick über das breite Spektrum eugenischer Programme und vergleichen deren Umsetzung in verschiedenen nationalen Kontexten. Um mehr über die Beziehung zwischen Eugenik und Wissenschaft zu lernen, fragen wir: Brauchten Eugenik-Kampagnen Wissenschaft? Wie setzten solche Kampagnen Wissenschaft ein, um ihren Argumenten Nachdruck zu verleihen? Und: Wie kamen Wissenschaftler*innen dazu, sich in Eugenik-Kampagnen zu engagieren?
Philippa Levine, Eugenics: A Very Short Introduction. Oxford Univ. Press, 2017; Christina Brandt und Staffan Müller-Wille (Hrsg.), Heredity Explored: Between Public
Domain and Experimental Science, 1850-1930. MIT Press, 2016.