Die Dynamisierung religiösen Wissens im Mittelalter

Humboldt-Universität zu Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
SE
Semester
SoSe 2023
Standort
DOR24, 1.604
SWS
2
Start
Rhythmus
wöchentlich
Tag
Fr
Zeit
12-14
E-Mail
bijelidi@hu-berlin.de

Details

Ziel des Seminars ist es, den regen Wissenstransfer zwischen mittelalterlichen Höfen und Klöstern nachzuvollziehen. Die herkömmliche Trennung von Klerus und Adel in der Theologiegeschichte suggeriert eine ebensolche Isolierung religiöser Wissenskontexte: Ort, Qualität und Funktion religiöser Bildung seien vermeintlich disparat. Obwohl letztere durchaus Macht durch Institutionalisierung beanspruchen konnten, waren klerikale Wissensräume jedoch nur selten hermetisch verschlossen. Offene Bibliotheken und Schulen dienten der Wissenskommunikation und -vernetzung und fungierten als Schwellenorte der Interaktion zwischen den Ständen. In einem ersten Abschnitt sollen im Seminar deshalb Räume des Wissens erforscht werden: Höfe, Klöster, Universitäten und Städte – jene melting points, in denen sich die Intellektuellen des Mittelalters sammelten, trafen und austauschten. Daraufhin sollen ‚abseitige‘ Formen religiösen Wissens im Rahmen von Laientheologie, Geheimnis und Säkularisierung behandelt werden. Drittens werden Darstellungen religiösen Wissens in den Blick genommen, die kunstreich oder poetisch in Bilder und literarische Narrative integriert werden und dadurch ästhetisch bedingte Erweiterungen oder Konzessionen in Kauf nehmen müssen. Ein letzter Abschnitt soll religiöses Wissen in seiner interlingualen Spannung begreifen. Das Übersetzen religiöser Inhalte aus dem Lateinischen in die Volkssprache bedeutet nicht nur sprachliche Emanzipation, sondern auch eine qualitative Veränderung dieses Wissens.

Literature

Jacques Le Goff: Die Intellektuellen im Mittelalter [1984], aus dem Französischen übers. von Christiane Kayser, Stuttgart : Klett-Cotta 1986.