Mai Wegener
Organisatorisches
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Der Wahn des Gerichtspräsidenten D.P. Schreber nimmt die Leser bis heute in den Bann: Nervensprache, Gottesstrahlen, Aufschreibesysteme, Körperwunder, Geschlechtsumwandlung - die Elemente seines Wahnsystems sind historisch indexiert, werfen aber zugleich aktuelle Fragen auf. Schrebers „Denkwürdigkeiten“ sind gelesen worden als Studie über die prekäre, ja obszöne Verfasstheit von Gesetz, Gewalt und Macht, über schwarze Pädagogik, das Scheitern der Vaterfunktion, über verschiedene Implikationen des religösen Diskurses, über den psychiatrischen Diskurs des 19. Jhd. und mehr. Die psychoanalytische Theorie von Schrebers Paranoia, die Freud und Lacan entwickelt haben, wird im Zentrum des Seminars stehen. Von hier aus wird díe „Wahrheit im Wahn“ (Freud) befragt. Was lässt sich mit Schreber über die Seele im technischen Zeitalter begreifen wie insbesonders über die strukturelle Verfasstheit von Gesetz und Geschlecht?