Johann Wolfgang Goethe: Faust I

Technische Universität Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
VL
Semester
SoSe 2024
Standort
H 0106
SWS
2
Start
Rhythmus
wöchentlich
Tag
Do
Zeit
16-18
E-Mail
h.vonherrmann@tu-berlin.de

Details

„Goethe und kein Ende“ lautet der Titel der am 15. Oktober 1882 gehaltenen Berliner Rektoratsrede des Physiologen Emil du Bois-Reymond. Darin heißt es: „Ich weiss nicht, ist die Bemerkung alt oder ist sie neu – was lässt sich wohl Neues noch über Goethes ‚Faust' sagen – jedenfalls verdient sie einmal bei akademischer Feierlichkeit gebührend in’s Licht gestellt zu werden. Der Held des modernen deutschen Nationalgedichtes ist kein auf der Menschheit Höhen einherschreitender gekrönter Sterblicher, kein erobernder Krieger, kein fahrender Ritter, kein verliebter Abenteurer, kein asketischer Nachtwandler durch Himmel und Hölle. Er ist, nennt er sich auch nur Magister oder Doctor, ein Universitätsprofessor, unser College, wenn wir auch über seine Facultät im Zweifel bleiben. Die Gewalt, mit welcher das Gedicht die Nation weithin ergriff, entsprang, wir sagen es stolz, zu nicht kleinem Theile daher, dass das Universitätsleben einen so bedeutenden Platz im deutschen Leben einnimmt.“ Dieser Spur folgend wird die Vorlesung Goethes „Faust“ textnah kommentieren und historisch situieren. Leitend ist dabei die Frage, wie hier das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft dramatisch entfaltet wird. Nachgezeichnet werden sowohl Bezüge zum frühneuzeitlichen Neuplatonismus und seiner Idee des schöpferischen Menschen als auch Goethes Ablehnung der Physik Newtons bei gleichzeitiger Rezeption der Naturforschung seiner Zeit. Was das Drama so auf der Bühne erscheinen lassen will, ist eine neue Form poetischer Sprache, die sich von den Regeln barocker Rhetorik gelöst und am Werden der lebendigen Natur ihr neues Maß gefunden hat.