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Der internationale Trend einer „Psychologisierung der Pädagogik“ (Reichenbach) spielt seit einigen Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der Umstrukturierung pädagogischen Wissens. Aus den zahlreichen psychologischen Schulen und Forschungsrichtungen, die einschlägige Beiträge zu einer Lösung von Bildungs- und Erziehungsproblemen zu liefern versprachen, zählt seit der Wende zum 20. Jahrhundert die von Sigmund Freud etablierte Psychoanalyse. Die Formulierungen Freuds und seiner Anhänger zur psychischen Dynamik der Kindheit, zu projektiven und verinnerlichenden Vorgängen in der Subjektwerdung und zur Dynamik intersubjektiver Kommunikation wurden sehr früh als viel versprechende Einsichten geschätzt, um Schlüsselprobleme von Schule, Familie und Sozialpädagogik zu lösen. Das Seminar wird nicht nur in einige der von Pädagogen/innen meist rezipierten Texte einführen, sondern auch die (letztlich gescheiterte) Entstehung einer regelrechten psychoanalytischen Pädagogik seit den 1920er Jahren, das Verhältnis von Psychoanalyse und Reformpädagogik und die Entstehung einer psychoanalytisch inspirierten Schulpsychologie thematisieren. Dafür werden Vorgänge aus unterschiedlichen Ländern berücksichtigt und somit auch die Frage nach den unterschiedlichen Prägekraft von psychologischen Wissen in unterschiedlichen Kontexten aufgeworfen.