Ringvorlesung »Zeugnis ablegen« SoSe 2014 FU Berlin

Zeugnisgeben vom Genozid. Zwischen Recht, Geschichte und Literatur

Datum
18:15 Uhr
Ort
Freie Universität Berlin, Institut für Philosophie, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin, Vortragsraum im Untergeschoss
Vortragende Person(en)
Aurélia Kalisky

Figuren der Zeugenschaft haben gegenwärtig Konjunktur: Sie begegnen im Gerichtszeugen, im Überlebenszeugen, im Zeitzeugen und als Quelle von Wissen aus ›zweiter Hand‹. Gibt es etwas, das diesen Gestalten der Zeugenschaft gemeinsam ist? Die Ringvorlesung geht dieser Frage quer durch die unterschiedlichen Disziplinen und Problemlagen nach, in denen Zeugenschaft situiert sein kann. Der Zeuge tritt auf in Situationen von Ungewissheit, oftmals verbunden mit Streit, Unrecht, Schuld, Gewalt oder gar Trauma. Er hat Zeugnis abzulegen von einem Geschehen, das zumeist irreversibel vergangen und also nicht mehr sichtbar zu machen ist. Daher überzeugt nur ein Zeuge, dem die Adressaten des Zeugnisses vertrauen und glauben. Ein komplizierter Zusammenhang von Ethik und Episteme zeichnet sich hier ab. Wie behandeln rechtliche, historische, künstlerische Diskurse das Phänomen der Zeugenschaft? Was sagt der Umgang mit Zeugen über eine Gesellschaft aus? Die Vorträge beleuchten das Spannungsfeld von Zeugnis und Wissen, aber auch den kulturellen Wert von Zeugenschaft im Kontext von Überleben und Trauma. Schließlich rückt das Wechselspiel von Zeugnis und Kunst in den Fokus: Gibt es ästhetische Zeugenschaft? Wie kommentiert Kunst Zeugenfiguren? Macht Kunst ihre Zuschauer zu Zeugen, und ist damit gar ein ethischer Appell verbunden?