(Wie) ist fächervergleichende Wissenschaftsforschung möglich?
Will die Wissenschaftssoziologie Forschungsprozesse und -ergebnisse erklären, muss sie diese kausal Bedingungen zurechnen, unter denen die Forschung stattfindet. Dafür müssen auch epistemische Bedingungen –die durch die Inhalte der Wissensproduktion geschaffenen Bedingungen –vergleichend beschrieben werden. Das ist die größte Herausforderung für die Wissenschaftssoziologie, weil sich die epistemischen Handlungsbedingungen dem direkten begrifflichen Zugriff der Soziologie entziehen. Wir möchten in unserem Vortrag zwei Herangehensweisen vorstellen, mit denen wir diese Probleme zu lösen versuchen. Auf der Mikroebeneeinzelner Forschungsprozesse versuchen wir, soziologisch integrierbare Schnittstellen-Variablen zu identifizieren, die durch die epistemischen Charakteristika von Forschungsprozessen beeinflusst werden können. Dazu gehören z.B. die typische Dauer, die strategische und technische Unsicherheitsowie die Ressourcenintensität von Forschungsprozessen. Auf der Mesoebenevon Fachgemeinschaften arbeiten wir mit dem Konzept der epistemischen Regimes, das die Korrespondenz von epistemischen Eigenschaften typischer Forschungsprozesse eines Fachgebiets mit sozialen Strukturen erfassen soll. Wir illustrieren unsere Vorgehensweiseauf den beiden Ebenen mit je einem Beispiel.Prof. Dr. Jochen GläseristWissenschaftssoziologe am Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts-und Technikgeschichte derTechnischenUniversität Berlin. Seine Forschungs-schwerpunktesind der Einfluss von Governance auf Forschungsinhalte, der Zusammenhang von epistemischen Eigenschaften und sozialer Ordnung in wissenschaftlichen Gemeinschaften unddie Methoden für die empirische Bearbeitung des Mikro-Makro-Problems in der Wissenschaftssoziologie.Dr. GritLaudelist Wissenschaftssoziologin am Institut für Soziologie der TechnischenUniversität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind derEinfluss von Institutionen (z.B. Forschungsfinanzierung, Evaluationen, akademische Karrieren) auf Forschungsinhalte, und die Methodologie und Methoden qualitativer Forschung sowiederWissenschaftssoziologie.