Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Welteis. Pseudo/Wissenschaftliche Konstellationen 1894-1945

Datum
18:00 Uhr
Ort
Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Raum H2051
Vortragende Person(en)
Christina Wessely (Humboldt Universität zu Berlin)

Im September 1894 hatte der österreichische Maschineningenieur Hanns Hörbiger eine nächtliche Vision, die ihm – daran konnte kein Zweifel herrschen – das Wesen des Kosmos offenbarte: das Universum bestehe zu großen Teilen aus Eis, das als Grundsubstanz des gesamten Weltgeschehens gelten müsse. Während der „Kosmotechniker“ aus Wien aufgrund seiner umwälzenden Erkenntnisse mit einer sofortigen wissenschaftlichen Revolution rechnete, war man sich an den Akademien und Universitäten einig, dass es sich bei Hörbigers „Glazialkosmogonie“ um eine pseudowissenschaftliche Verirrung handelte, die bald von selbst in der Versenkung verschwinden würde. Doch es sollte anders kommen: Um 1920 bekannten sich zehntausende als glühende Anhänger der Theorie – auch, weil sie ein Gegenprogramm zu den rationalen, exakten Naturwissenschaften bot.