Workshop

Roman als Enzyklopädie

Datum
09:30 Uhr
Ort
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Seminarraum 303
Vortragende Person(en)
Tobias Bulang (München), Monika Schmitz-Emans (Bochum), Joerg Thomas Richter (Berlin), Ulrike Vedder (Berlin), Willi Bolle (Sao Paulo), Stefan Willer (Berlin)

Der Roman ist eine ›Großform‹ – wobei die Groeße erhebliche Ausmaße annehmen kann. Das gilt für die teils mehrere tausend Seiten umfassenden Romane der frühen Neuzeit ebenso wie für die vielbaendigen Zyklen, Serien und ›roman-fleuves‹ in der europaeischen und amerikanischen Literatur seit dem 19. Jahrhundert. Dieser zunaechst rein materielle Befund des großen Umfangs ist immer auch ein Phaenomen literarischer Wissensordnung. Auf dem Workshop geht es daher um den Zusammenhang solcher maximalen Romanprojekte mit der schlechthin maximalen Ordnungskategorie des Wissens: der Enzyklopaedie. Enzyklopaedie und Roman berühren sich in mancher Weise. Beide versuchen sich an einer Verschriftlichung der Realien der Welt; beide sind Ergebnisse und Zeugnisse einer gewissen literarischen Besessenheit; beide gehen aufs Ganze. Daher ist das Ansinnen, Romane ›als‹ Enzyklopaedien zu lesen, kein bloß metaphorisches Unterfangen. Vielmehr nimmt es eine wesentliche formale Spezifik des Romans in den Blick – und ermöglicht Rückschlüsse auf die literaturwissenschaftliche Lesbarkeit auch solcher Enzyklopaedien, die keine Romane sind.