Vorlesung „Wissen und seine Ressourcen: Historische Reziprozitäten“

Ressourcen der Phonographie: Geisteswissenschaften, Palmenzucht, Bergbau

Datum
14:00 - 15:30 Uhr
Ort
Online
Veranstaltet von
Anke te Heesen (HU Berlin), Friedrich Steinle (TU Berlin), Viktoria Tkaczyk (HU Berlin), Heike Weber (TU Berlin)
Vortragende Person(en)
Viktoria Tkaczyk (HU Berlin)

Geisteswissenschaften, Palmenzucht und Bergbau haben in der Zeit um 1900 eines gemeinsam: Sie alle dienen als Ressourcen eines neuen phonographischen Wissens. Der Beitrag adressiert diese Zusammenhänge. Anhand des im frühen 20. Jahrhundert gegründeten Berliner Phonogramm-Archivs wird daran erinnert, wie die noch junge Medientechnik des Phonographen die Forschungsinhalte zahlreicher geisteswissenschaftlicher Disziplinen prägt und sich hier gänzlich neue vergleichende Methoden durchsetzen. Zugleich ist das Berliner Phonogramm-Archiv die Wirkungsstätte von Erich von Hornbostel, der seinerzeit nicht nur ein bedeutender Musikethnologe ist. Hornbostel ist auch studierter Chemiker. Als solcher weiß er wie Palmwachs in Brasilien gewonnen wird und Montanwachs in den Braunkohlerevieren der Lausitz – also die Stoffe, aus denen die Walzen des Phonogramm-Archivs gemacht sind. Das Wissen um die materielle Provenienz der Phonogramme nimmt auf die Forschungspraktiken im Archiv ebenso Einfluss wie die Politik des Kaiserreichs, des ersten Weltkriegs, des Kolonialismus und universitätspolitische Agenden.

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