Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Frühe Mikroskopie. Beobachtung in der Entwicklung

Datum
18:15 Uhr
Ort
Technische Universität Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Raum H 2051
Vortragende Person(en)
Simon Rebohm (Berlin)

Mit den ersten Mikroskopen standen den Naturforschern und Medizinern seit den 1620ern neue
Beobachtungsintrumente zur Verfügung, und es herrschte eine einvernehmliche Zuversicht darüber,
dass ihre Anwendung große Fortschritte im Wissen um die Natur mit sich bringen würde. Die
verschiedenen Versuche, dann tatsächlich das Mikroskop als Instrument in der Forschung zu nutzen,
waren jedoch bis in die 1660er vereinzelte Unternehmungen, die weder im Werk der einzelnen
Forscher eine zentrale Rolle einnahmen, noch in europäischen Gelehrtenkreisen größeres
Aufsehen erregten, auch wenn sie bereits ein breites Themenspektrum abdeckten und zum Teil im
Kontext wissenschaftlicher Gesellschaften und Korrespondenznetzwerke stattfanden.
Die späteren mikroskopischen Studien des Mediziners Marcello Malpighi und des städtischen
Beamten Antoni van Leeuwenhoek nahmen hingegen den Großteil ihres Forscherlebens in Anspruch,
machten beide europaweit bekannt, setzte sie aber auch z.T. heftigen Kritiken aus. Dass
sich bei diesen beiden sehr unterschiedlichen Forschern das mikroskopische Beobachten von einer
eher obskuren Nebentätigkeit zu einem essentiellen Bestandteil der Forschungspraxis emanzipieren
konnte, lässt sich nur unzulänglich anhand der Geschichte des Mikroskops als Instrument
erklären. Vielmehr wird beim Vergleich mit ihren Vorgängern deutlich, dass dabei die Formulierung
neuer Forschungsfragen, ein anderer Umgang mit den Objekten sowie die Entwicklung individueller
Verfahren zur Beobachtung und Interpretation von entscheidender Bedeutung waren