Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Fortpflanzung, Rasse und Geschlecht – Naturphilosophie und Naturforschung um 1800

Datum
16:00 Uhr
Ort
TU Berlin, Straße des 17. Juni, 10623 Berlin, H 7112
Veranstaltet von
Prof. Dr. Friedrich Steinle (TU Berlin)
Vortragende Person(en)
Susanne Lettow (Universität Paderborn)

Kontroversen um die Frage, auf welche Art neue Lebewesen entstehen, haben in der zweiten Hälf - te des 18. Jahrhunderts zentral zur Entstehung der Wissenschaften vom Leben beigetragen. Insbesondere mit dem Begriff der Reproduktion, der hier geprägt wird, verbindet sich eine For- schungs- und Erkenntnisperspektive, in der Fortpflanzung und Zeugung nicht länger als singuläre Ereignisse gedacht werden; vielmehr rücken supra-individuelle genealogische Prozesse in den Blick. Damit verbunden sind veränderte Perspektiven auf Geschlecht und menschliche Varietät, die im späten 18. Jahrhundert zunehmend mit dem Begriff der Rasse bezeichnet wird. Ausgehend von diesen Entwicklungen analysiert der Vortrag die konzeptionellen Verschränkungen von „Fortpflan- zung“, „Rasse“ und „Geschlecht“ in der deutschsprachigen Naturphilosophie und -forschung um 1800. Dabei geht es darum, unterschiedliche epistemische Konstellationen und politisch-ethische Perspektiven, die gleichwohl miteinander korrelieren, herauszuarbeiten. Zur Sprache kommen u.a. die theoretischen Interventionen von Immanuel Kant, Carl Friedrich Kielmeyer, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Lorenz Oken, Christoph Girtanner und Henrik Steffens.