Eugenik – Entmenschlichung – Erinnerung. Geschichte und Nachwirkungen des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik

Forensik, Archäologie und Formen von Gewalt. Vom Umgang mit menschlichen Überresten an und jenseits der FU

Datum
18:00 - 20:00 Uhr
Ort
Hörsaal 1, Fachbereich Rechtswissenschaft der FU Berlin, Van’t-Hoff-Straße 8, 14195 Berlin-Dahlem
Veranstaltet von
Manuela Bauche (FU Berlin), Danna Marshall (FU Berlin)
Vortragende Person(en)
Susan Pollock (FU Berlin), Anne Huffschmid (FU Berlin)

Die Adresse Ihnestraße 22 in Berlin-Dahlem ist mit einer weitreichenden Geschichte von Entmenschlichung, grenzüberschreitender Forschung und Gewalt verbunden. Heute hat hier ein Teil des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft der Freien Universität seinen Sitz. Das Gebäude wurde aber bereits 1927 als Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) errichtet. Das KWI-A hatte bis 1945 Bestand. In Deutschland und international profilierte es sich als prominente Einrichtung zur Erforschung von Fragen der Humangenetik, der „Rassenforschung“ und der Eugenik.

Die Geschichte des KWI-A ist auf vielfältige Weise mit Praktiken und Politiken der Entmenschlichung verbunden: Mitarbeitende des KWI-A berieten zunächst den Weimarer, dann den nationalsozialistischen Staat zur Einführung eugenischer Politiken wie Zwangssterilisationen. Sie wirkten mit Gutachten und Schulungen an deren Umsetzung mit. Das Institut behauptete mit seinen Forschungen auch eine wissenschaftliche Legitimation für die rassistische und behindertenfeindliche Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Es profitierte zugleich von dieser verbrecherischen Politik – am drastischsten wenn Mitarbeitende an den Körpern von Personen forschten, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Einige der am Institut durchgeführten Arbeiten bauten zudem auf kolonialem anthropologischem Wissen auf. Von den Forschungen und Tätigkeiten des KWI-A negativ betroffen waren Sintizze und Sinti, Romnja und Roma, Jüdinnen und Juden, behinderte Menschen, Schwarze Menschen, asiatische und asiatisch-deutsche Menschen, Menschen aus Osteuropa.

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Die Plätze im Hörsaal können ggfs. wegen der aktuellen Corona-Bestimmungen begrenzt sein.

Diejenigen, die die Vorlesung als Präsenzveranstaltung besuchen möchten, werden um einmalige Anmeldung gebeten unter: ihne22@polsoz.fu-berlin.de