Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Die Entdeckung des Higgs-Bosons

Datum
16:00 Uhr
Ort
TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, H 7112
Vortragende Person(en)
Adrian Wüthrich (TU Berlin)

Am 4. Juli 2012 verkündeten die Sprecher der ATLAS- und CMS-Kollaboration die Entdeckung eines Teilchens, welches das durch das Standard-Modell der Teilchenphysik postulierte Higgs-Boson sein könnte. Am 14. bzw. 18. August 2012 erschienen die ent- sprechenden Publikationen in der online Version der Physics Letters B. Aufgrund der Pub- likation der ATLAS-Kollaboration versuche ich, das Argument für die Existenz dieses neuen Teilchens zu rekonstruieren. Dabei beschränke ich mich auf einen der Prozesse, in denen das Teilchen nachgewiesen worden ist. Das hauptsächliche Augenmerk richte ich bei dieser Rekonstruktion auf wissenschaftstheoretische und philosophische Fragen, zu deren Klärung der Fall beitragen könnte. Es handelt sich dabei um Fragen, die üblicher- weise anhand so verschiedener Fälle wie der Entdeckung der Ursache des Kindbettfiebers durch Ignaz Semmelweis (1818–1865) oder der Argumente eines Urbain Leverrier (1811-1877) für die Existenz des Planeten Neptun erörtert werden. Soweit die Zeit reicht, werde ich ebenfalls Beispiele von Dokumenten aus der internen Kommunikation der ATLAS- Kollaboration zeigen, von denen ich im Laufe meines Projekts mehr sammeln möchte mit dem Ziel, sie für wissenschaftshistorische und -theoretische Fragen im Zusammenhang mit Entdeckungsprozessen in der modernen Teilchenphysik auszuwerten.

Dr. Adrian Wüthrich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Wissenschafts- geschichte der TU Berlin. Er wurde 2009 an der Universität Bern im Fach Wissenschafts- theorie und Wissenschaftsgeschichte promoviert mit einer Arbeit zur Entstehung und Ent- wicklung der nach Richard P. Feynman (1918–1988) benannten Diagramme. Zu seinen hauptsächlichen Arbeitsgebieten gehören neben der Geschichte der Teilchenphysik Fragen der Kausalität in der Quantenmechanik.