Öffentlicher Vortrag

Decolonizing Modern Science. The West and the Narrative of the “Scientific Revolution”

Datum
18:00 - 19:30 Uhr
Ort
Campus Berlin der FernUniversität Hagen am Kurfürstendamm 21, 10719 Berlin
Veranstaltet von
FernUniversität Hagen im Rahmen des Workshops Colonial Knowledge in a Decolonial Age
Vortragende Person(en)
Referent:
Prof. Dr. Kapil Raj (EHESS Paris), Decolonizing Modern Science. The West and the Narrative of the “Scientific Revolution” (Vortrag auf Englisch)

Kommentar:
Prof. Dr. Anne Kwaschik (Uni Konstanz)

In seinem Vortrag „Decolonizing Modern Science“ plädiert Prof. Dr. Kapil Raj, ein international ausgewiesener Experte der kolonialen Wissensgeschichte, für eine Dekolonisierung moderner Wissenschaft.

Die historische Forschung hat dem Thema des „kolonialen Wissens“ in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einige Aufmerksamkeit zugewandt. Sie hat dabei deutlich gemacht, welche zentrale Bedeutung die Sammlung, Aufbereitung und Verbreitung von Wissen über die nicht-europäischen Regionen für den Kolonialismus der europäischen Mächte in der Vergangenheit besaßen. Dies betraf die Entwicklung der kolonial-imperialen Projekte außerhalb Europas ebenso wie auch ihre Durchsetzung, Legitimation und Verfestigung. Bearbeitet wurde durch die Forschung etwa die wesentliche Rolle der europäischen „Entdeckungsreisen“ und anderer wissenschaftlicher Expeditionen für die Entstehung und Begründung der kolonialen Expansion in der außereuropäischen Welt, und zwar sowohl vor der eigentlichen kolonialen Landnahme als auch danach. Der Aufbau des kolonialen Staates wurde wesentlich begleitet von der Entstehung und Expansion jener Gruppe von Experten, die das koloniale Wissen sammelten, aufbereiteten und unterrichteten, sowie der von ihnen gegründeten und betriebenen Institutionen. Geographische Gesellschaften und koloniale Vereine, Kolonialschulen und -akademien, ethnologische Museen, botanische Gärten oder auch Zoos wurden auf diese Weise zu zentralen Sammelstellen des kolonialen Wissens, wie auch zu Orten seiner weiteren Verbreitung in den europäischen Gesellschaften.

Gezeigt werden konnte daneben auch, wie sehr die Produktion, der Transfer und die Zirkulation von Wissen eingebunden war in ein breites Unternehmen der geistigen „Aneignung der Welt“ im Dienst der westlichen Wissenschaft und ihrer Vertreter.

Der Vortrag von Prof. Dr. Kapil Raj wie auch der Kommentar von Prof. Dr. Anne Kwaschik, die ebenso zu kolonialen Wissensgemeinschaften (insbesondere in Belgien und Frankreich) geforscht hat, wird auf Englisch gehalten.

Anmeldung: anmeldung@cmb.hu-berlin.de