Kolloquium Wissenschaftsgeschichte

Das Korrespondenzprinzip 1918–1925. Eine Transformation durch Anwendung

Datum
18:15 Uhr
Ort
TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, Raum H 3013
Vortragende Person(en)
Martin Jähnert (Berlin)

Im Zentrum des Vortrags steht die Entwicklung des Korrespondenzprinzips innerhalb der alten Quantentheorie. Das Korrespondenzprinzip wurde traditionell mit Niels Bohr und seinen Reflexionen über die Quantentheorie des Atoms verbunden, damit standen vor allem die metatheoretischen Aspekte des Prinzips und weniger die konkrete Praxis seiner Anwendungen im Vordergrund. Wie jedoch benutzten Quantenphysiker das Korrespondenzprinzip innerhalb ihrer Forschung? Wie wandten sie ein scheinbar allgemeines, metatheoretisches Prinzip zur Lösung konkreter Probleme an? Entlang dieser Fragen stellen sich die Entwicklung und der Inhalt des Korrespondenzprinzips in anderer Weise dar. Es zeigt sich, dass das Prinzip in seinem Kern auf einer physikalischen Aussage beruhte, die in der Verknüpfung von Strahlungseigenschaften wie Frequenz und Intensität mit den Periodizitätseigenschaften der Elektronenbewegung besteht. Dieser Kern des Prinzips war historisch stabil aber zunächst so qualitativ und allgemein gehalten, dass er einzelne Probleme nicht zu lösen vermochte. Nur durch seine Implementierung und Erweiterung im Kontext spezifischer Problemen konnte das Prinzip einen Beitrag zum Verständnis der Quantentheorie leisten und veränderte sich dabei. Die Entwicklung des Korrespondenzprinzips erweist sich als kompliziertes Wechselspiel zwischen dem inhaltlichen Kern des Prinzips einerseits und dessen konkreten Implementierungen andererseits, die nicht ohne Weiteres in die traditionellen Muster der Wissenschaftstheorie integrierbar sind.