Das elektroakustische Zeitalter: Elektro-analoge Technologien, Forschungspraktiken und Denkweisen

In meinem Vortrag werde ich mich mit der Geschichte der physikalischen Akustik vom späten 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Die Fusion elektrischer und akustischer Technologien und das Aufkommen einer elektroanalogen Denkweise waren zentral für die Neuordnung der Akustik in den 1920er und 30er Jahren, die sich bis zum Ersten Weltkrieg vornehmlich an musikalischen Schallen und Konzepten orientiert hatte. Neben der Kriegsforschung im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren Rundfunk und Tonfilm als große soziotechnische Systeme die bedeutendsten Triebkräfte der Elektroakustik. Der Begriff der Elektroakustik steht zum einen für die Verbreitung elektrischer Technologien in der experimentellen und technischen Akustik und die damit einhergehende grundlegende Transformation ihrer Forschungspraktiken. Zusammen mit neuen Instrumenten, Praktiken und Forschungsgegenständen entwickelten Wissenschaftler und Techniker darüber hinaus aber auch elektrodynamische Konzepte, Analogien und Repräsentationen, die mechanische Modelle und Konzepte als Erklärungsgrundlage in den Natur- und Technikwissenschaften ersetzten. Die Entstehung und Verbreitung von Ersatzschaltbildern ermöglichte eine reduktionistische Repräsentation akustischer Vorgänge in einer normgerechten elektro-analogen grafischen Darstellung, in der akustische Sachverhalte in elektrische Systeme übersetzt wurden. Infolgedessen wurde die Elektroakustik zu mehr als nur einer Forschungstechnologie und entwickelte sich von einer Laborpraxis zu einer neuen Form des Sprechens und Denkens über Schall. 

Anmeldung und weitere Informationen: Zugangsdaten zur Vortragsreihe erhalten Sie nach Anmeldung bei christina.doerfling@hfm-weimar.de. Weitere Informationen finden Sie hier.