Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Das „Abendland“ in der Frühen Neuzeit aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive

Datum
16:00 - 18:00 Uhr
Ort
H 6124, TU Berlin
Veranstaltet von
Prof. Dr. Friedrich Steinle
Wissenschaftsgeschichte/ History of Science
Inst. f. Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte
Technische Universitaet Berlin
Vortragende Person(en)
Simone de Angelis (Graz)

Aus heutiger Sicht haben Vorstellungen über das „Abendland“ unweigerlich einen ,politischen‘ Beigeschmack bekommen: Dieser ist hier nicht intendiert. Vielmehr geht es um die globale Dimension des „Abendlandes“ in der Frühen Neuzeit (1400–1800) und dessen Verankerung in dem geopolitischen Raum des „historischen Westens“. Ausgehend von der Rezeption von Ptolemäus’ Geographie in der Renaissance wird das Konzept „Abendland“ in großen Linien und anhand geeigneter Episoden dargestellt. Dabei werden exemplarisch Kosmographien, Weltkarten, Bücher, Naturstoffe, Kunstobjekte und Personen herangezogen, um zu zeigen, wie vor 1800 die Relationen zwischen Orient und Okzident fluide und plural waren und Ost und West durch einen regen interkulturellen Austausch im Dialog standen. Dabei werden Konzepte wie Eurozentrismus, Barbarei, Zivilisation, ;Zivilisierung‘, Bio- und Kulturdiversität und Religionskritik in ihrer spezifischen Bedeutung zu erfassen versucht. Prof. Dr. Simone De Angelis ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz und Leiter des dortigen Zentrums für Wissenschaftsgeschichte. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Geschichte und Philosophie der Wissenschaften und der Medizin der Frühen Neuzeit sowie in der Anthropologie der Aufklärung. Gegenwärtig untersucht er das Verhältnis von „Natur“ und „Geschichte“ um 1800 zwischen Naturgeschichte, ,Wissenschaften vom Leben‘ und Geschichte der Menschheit. Zu seinen Publikationen gehören u.a.: Anthropologien. Genese und Konfiguration einer „Wissenschaft vom Menschen“ in der Frühen Neuzeit (De Gruyter, 2010); Von Newton zu Haller. Studien zum Naturbegriff zwischen Empirismus und deduktiver Methode in der Schweizer Frühaufklärung (Niemeyer, 2003) und (als Mithrsg.) Scholarly Knowledge. Textbooks in Early Modern Europe (Droz, 2008).