Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Chaldäer am Nil: Babylonische Astronomie und ihre Rezeption in Ägypten

Datum
16:15 - 17:45 Uhr
Ort
TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, H 3012
Veranstaltet von
Prof. Dr. Friedrich Steinle
Vortragende Person(en)
Mathieu Ossendrijver (Berlin)

Nach der Einführung des Tierkreises um 400 v. Chr. entwickelten babylonische Gelehrte mathematische Vorhersageverfahren für Mond, Sonne und Planeten, sowie das Horoskop als neue Form der Astrologie. Die Rezeption und Transformation dieser Innovationen der babylonischen astralen Wissenschaften in den Nachbarkulturen ruft noch immer viele Fragen auf. Rezente Textfunde aus Ägypten werfen ein neues Licht auf die babylonischen Verfahren und deren Rezeption im ptolemäisch-römischen Ägypten. Überraschenderweise basieren die babylonischen Verfahren in den ägyptischen Texten auf einer mathematischen Formulierung, die aus Babylonien nicht bekannt ist, deren Existenz aber schon lange vermutet wurde.

Prof. Dr. Dr. Mathieu Ossendrijver ist Wissenschaftshistoriker der Antike und Altorientalist. Er ist Fellow des Einstein-Centers Chronoi (Berlin). Schwerpunktmäßig forscht er zu den astralen und mathematischen Wissenschaften Mesopotamiens, zu kontextuellen Fragen der mesopotamischen Gelehrsamkeit und zum Wissenstransfer zwischen Mesopotamien, Ägypten und dem griechisch-römischen Kulturraum.