Forschungskolloquium zur Wissenschaftsgeschichte

Berge versetzen – Der Kartograf Bruno Hassenstein und die japanischen Karten des Perthes-Verlags

Datum
16:00 Uhr
Ort
TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Raum H 7112
Vortragende Person(en)
Alrun Schmidtke

In meinem Vortrag gebe ich einen Werkstattbericht über meinem Archivaufenthalt in der Sammlung Perthes, bei dem ich mich mit den Entstehungszusammenhängen des 1885 erschienenen „Atlas von Japan“ des Gothaer Kartografen Bruno Hassenstein beschäftige. Ich untersuche, wie der Kartograf bei seiner Arbeit vorgegangen ist, welche Personen innerhalb und außerhalb des Verlags bei der Anfertigung beteiligt waren und in welchem Verhältnis Hassensteins Arbeit zur Japan-Forschung ihrer Zeit stand. Im Zentrum meines Vortrags wird die erste Japankarte Hassensteins stehen. Sie erschien in der wissenschaftlichen Zeitschrift Petermanns Geographische Mitteilungen, dem Zugpferd des Verlags, und basiert auf einer ebenfalls im Verlagsarchiv überlieferten japanischsprachigen Karte von 1843, der „Karte der 13 Provinzen, aus denen der Berg Fuji sichtbar ist“. Wie eignete sich der Kartograf eine fremdsprachige Karte an und welche Rückschlüsse erlauben die Objekte und Praktiken auf die jeweilige Kartografie und ihre Zielgruppen? Das Verständnis der japanischen Karte war nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell voraussetzungsreich. Während sie unter anderem von religiösen Konnotationen geprägt ist, lädt die deutschsprachige Karte den Berg und seine Besteigung mit anderen Idealen auf, die an eine wissenschaftliche Berichterstattung geknüpft sind. Ich zeige in meinem Vortrag, wie der Berg Fuji im Zuge seiner Übersetzung neu eingebettet wurde.