Zur Poetik der Lehrdichtung. Wissensvermittlung in der Frühen Neuzeit und Aufklärung

Freie Universität Berlin

Information

Course Type
SE
Semester
SoSe 2024
Location
Habel 45, J 27/14
SWS
2
Start
Frequency
wöchentlich
Day
Mo
Time
10-12
E-Mail
sylwia.werner@uni-konstanz.de

Details

Das Lehrgedicht ist historisch eine bedeutende, doch in der Literaturwissenschaft vernachlässigte Gattungsform. Im episch-lyrischen Genre angesiedelt vermitteln Lehrgedichte naturwissenschaftliche, philosophische und theologische Lehrbestände, aber auch alltags-praktisches Wissen, oft unter Rückgriff auf Vorbilder aus der Antike. Phasenweise bemühten sich ihre Verfasser um die Vermittlung zwischen religiösen Glaubensvorstellungen und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Lehrgedicht erlebte im deutschen Sprachraum im 18. Jahrhundert seine Blütezeit und hatte in Europa bedeutende Vorläufer. Die Funktionen und Zielsetzungen der Lehrgedichte wandelten sich im Laufe der Zeit jedoch erheblich und sind daher in ihrem historischen Kontext zu bestimmen. Das Ziel des Seminars ist es, anhand von Beispielen einige Grundlinien der Entwicklung des Lehrgedichts in der europäischen Literatur der Frühen Neuzeit und der Aufklärung nachzuzeichnen, die unterschiedlichen Ausprägungen der Gattung miteinander zu vergleichen und die vielfältigen Beziehungsgeflechte zwischen Naturwissenschaft und Literatur zeitspezifisch zu charakterisieren.

Literature

Literatur: Pietro Bembo: De Aetna [Der Ätna] (1496); Girolamo Fracastoro: Syphilidis sive morbi gallici [Syphilis oder die gallische Krankheit] (1521); Martin Opitz: Vesuvius (1633), An Herrn Josef Wessel (Pest-Gedicht); Albrecht von Haller: Die Alpen (1729), Über den Ursprung des Übels (1734); Alexander Pope: An Essay on Man [Vom Menschen] (1734); Johann Georg Zimmermann: Drei Gedichte zum Erdbeben von Lissabon (1755-1756); Johann Peter Uz: Versuch über die Kunst stets fröhlich zu seyn (1760); Friedrich Schiller: Der Spaziergang (1795); Johann Wolfgang von Goethe: Die Metamorphose der Pflanzen (1799), Metamorphose der Tiere (1820), Über das Lehrgedicht (1827). Zur Einführung: Leif Ludwig Albertsen: Das Lehrgedicht, Odense 1967; Leif Ludwig Albertsen: „Lehrdichtung“, in: Ulfert Ricklefs (Hg.): Das Fischer Lexikon: Literatur, Bd. 2., Frankfurt am Main 1996, S. 937-960; Bernhard Fabian: „Das Lehrgedicht als Problem der Poetik“, in: Hans R. Jauß: Die nicht mehr schönen Künste, München 1968, S. 67-89; Hans Wolf Jäger: „Lehrdichtung“, in: Rolf Grimminger (Hg.): Deutsche Aufklärung bis zur Französi­schen Revolution 1680-1789, München/Wien 1980, S. 500-544; Wilhelm Kühlmann: „Lehrdichtung“, in: Harald Fricke (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. II, Berlin/New York 2007, S. 393-397; Wilhelm Kühlmann: Wissen als Poesie. Ein Grundriss zu Formen und Funktionen der frühneuzeitlichen Lehrdichtung im deutschen Kulturraum des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin/Boston 2016; Olav Krämer: Poesie der Aufklärung. Studien zum europäischen Lehrgedicht des 18. Jahrhunderts, Berlin/Boston 2019; Georg Roellenbleck: Das epische Lehrgedicht im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, München 1975; Christoph Siegrist: Das Lehrgedicht der Aufklärung, Stuttgart 1974.