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Spätestens seit dem linguistic turn der 1960er Jahre scheint sich der Pulsschlag geistes- und naturwissenschaftlicher Paradigmenwechsel stetig zu erhöhen. Musste man sich gestern noch zwischen semiotic, iconic oder pictorial turn entscheiden, folgen andere längst dem material turn, während einige noch dem performative turn hinterher hängen. Zugleich suchen Forschungsprojekte in der Gestaltwende eine Alternative zum langsamen Verblassen des Anthropozäns, während dieses längst im Kapitalozän, Plantagozän oder Chthuluzän seine nächsten Runden dreht. Angesichts der Kurzatmigkeit dieser Windungen und Wendungen vergisst man jedoch leicht, dass wir heute womöglich noch immer im Zeichen der kopernikanischen Wende stehen.
Ausgehend von der Grundfrage, wie sich überhaupt Paradigmenwechsel manifestieren bzw. retrospektiv konstruiert werden, möchte das Seminar eine Orientierung in der Geschichte der Paradigmenwechsel vermitteln. Hierzu sollen zunächst die geschichtsphilosophischen Grundlagen und Modelle der Strukturierung von Wissens- bzw. Wissenschaftsgeschichte vermittelt werden. Anhand einschlägiger Texte werden anschließend die wichtigsten Paradigmenwechsel und deren Voraussetzungen erarbeitet.