Disziplinierte und aufbegehrende Hände in Literatur und Wissenschaft zur Zeit des Frühexpressionismus

Freie Universität Berlin

Information

Course Type
VS
Semester
SoSe 2024
Location
Habel 45, JK 31/101
SWS
2
Start
Frequency
wöchentlich
Day
Mo
Time
12-14
E-Mail
i.krueger-fuerhoff@fu-berlin.de

Details

Zahlreiche literarische Texte aus der Zeit des Expressionismus, z.B. von Gottfried Benn, Max Brod, Alfred Döblin und Claire Goll, rücken die Hände ihrer Protagonist:innen ins Zentrum: Hände werden im Schul- und Berufsleben diszipliniert, ihre Bewegungen werden standardisiert und optimiert, Hände verraten aber durch unwillkürliche Bewegungen auch innere, möglicherweise unbewusste Vorgänge, sie agieren sanktionierte Bedürfnisse aus und richten sich bisweilen gewaltsam gegen das eigene Selbst oder gesellschaftliche Zwänge. Hände, so die Ausgangsthese des Seminars, avancieren besonders im Frühexpressionismus zum zentralen Ausdrucksmedium und zum Ort, an dem individuelle und gesellschaftliche Perspektiven sich kreuzen. Dabei bezieht sich das literarische Erzählen von Händen auf unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen wie Arbeitswissenschaft, Sexualwissenschaft und – im Kontext des 1. Weltkriegs – Prothetik sowie auf Handdarstellungen in Malerei und Stummfilm. Das Seminar fragt nach dem spannungsreichen ‚Eigenleben‘ literarischer Hände und ihrem Ort in zeitgenössischen Debatten über ‚Arbeit‘, ‚Ausdruck‘ und ‚Aufbegehren‘. Es richtet sich an Studierende, die sich nicht nur mit fiktionaler Literatur, sondern auch mit ausgewählten wissenschaftlichen Texten des frühen 20. Jahrhunderts beschäftigen wollen.