1851: Revisiting The Great Exhibition

Humboldt-Universität zu Berlin

Information

Course Type
SE
Semester
SoSe 2023
Location
GEO 47, 0.07
SWS
2
Start
Frequency
wöchentlich
Day
Do
Time
12-14
E-Mail
claudia.mareis@hu-berlin.de

Details

1851 öffnete die erste Weltausstellung, die Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations, im Londoner Hyde Park ihre Tore. Im ikonischen Crystal Palace, einem von Joseph Paxton entworfenen überdimensionalen Gewächshaus, wurden rund 100 000 Exponate aus zahlreichen Ländern, vor allem aus Großbritannien und seinen Kolonien, ausgestellt, um den Fortschritt der industriellen Produktion zu demonstrieren. Neben Konsumgütern, Kunsthandwerk und Kunstobjekten wurden auch Maschinen, Instrumente, Rohstoffe oder industrielle Verfahren wie die Vulkanisierung von Kautschuk gezeigt. Obwohl die Great Exhibition mit sechs Millionen Eintritten ein immenser Publikumserfolg war und zum Symbol des viktorianischen Zeitalters wurde, löste sie auch kontroverse Debatten über die Qualität und Ästhetik der zeitgenössischen Industriekultur aus und prägte in der Folge die Standards für die moderne Designausbildung in Großbritannien und darüber hinaus. Viel mehr als ein bloßer designgeschichtlicher Meilenstein ist die Great Exhibition als ein komplexes kultur- und wissensgeschichtliches sowie gesellschaftspolitisches Gebilde zu sehen, in dem sich Mitte des 19. Jahrhunderts nationalistische, kolonialistische, industrielle, technologische, soziokulturelle und ästhetische Entwicklungen überlagerten und verdichteten. Entsprechend wurde die Ausstellung als »nationalistisches Display«, »imperiales Spektakel«, »ästhetische Lektion«, »sensorisches Experiment«, »Wissensmaschine« oder»Phantasmagorie kapitalistischer Kultur« bezeichnet. Das Seminar untersucht dieses komplexe Gebilde anhand ausgewählter Ausstellungsexponate und -setting und bietet so vertiefte Einblicke kultur-, design- und wissensgeschichtliche Entwicklungen und Debatten Mitte des 19. Jahrhunderts – insbesondere mit Blick auf ihr kompliziertes Fortleben bis in die Gegenwart.