Photometrie am Leuchtturm: Die Feldversuche der Stevensons
Am Abend des 19. März 1833 trifft eine illustre Gruppe lokaler Würdenträger, Mitglieder der Royal Society sowie der Chefingenieur der schottischen Leuchtturmadministration, Robert Stevenson, in einem noblen Apartment in Edinburgh zusammen und blicken auf Edinburghs Seeweg in die Nordsee, den Firth of Forth. Dort versuchen sie, Lichtsignale zu entdecken, die aus einigen Meilen Entfernung auf das Apartment gerichtet sind, um zu entscheiden, ob die Fresnel-Linse Einzug in Schottlands Leuchttürme nehmen soll oder nicht.
In meinem Vortrag werde ich das Post-Doc Projekt Photometry at the Lighthouse vorstellen und rekonstruieren, wie Robert Stevenson und seine Söhne versuchten, die Helligkeit von Leuchttürmen zu bestimmen. Dabei werde ich argumentieren, dass die Stevensons die Beleuchtung von Leuchttürmen als komplexes technologisches Problem verstanden und dieses unter Bedingungen untersuchten und beurteilten, die denen auf See möglichst ähnelten. Um diese Bedingungen miteinzubeziehen, transformierten sie Edinburgh und seine Umgebung in einen Raum der Wissensproduktion und entwickelten eine Photometrie, die nicht primär auf eine Quantifizierung von Licht abzielte, sondern vielmehr das persönliche Urteil über Lichtintensität stabilisieren und verbessern sollte.
Martin Jähnert ist im Rahmen des Berliner Zentrums für Wissensgeschichte Postdoktorand an der TU Berlin. In seinem neuen Projekt Photometry at the Lighthouse erforscht er die Beobachtungs- und Experimentalpraktiken von Leuchtturmingenieuren und Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert als Teil einer Wissensgeschichte der Photometrie. Zuvor war er Doktorand an der TU Berlin sowie dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und wurde dort mit der Arbeit „Practicing the Correspondence Principle in the Old Quantum Theory. A Transformation through Implementation“ zur Geschichte der „alten“ Quantentheorie promoviert.