Behinderung – Kultur – Wissen. Interdisziplinäre Perspektiven auf Dis/Ability Cultures

Humboldt-Universität zu Berlin

Information

Course Type
RVL
Semester
SoSe 2022
Location
DOR 26, 208
SWS
2
Start
Frequency
wöchentlich
Day
Mi
Time
18-20
E-Mail
michael.arnold-wahl@hu-berlin.de, robert.stock@hu-berlin.de

Details

Die Ringvorlesung untersucht Dis/Ability aus einer interdisziplinärer Perspektive und wird Behinderung als Gegenstand kulturwissenschaftlicher Forschungen problematisieren. Die Veranstaltung greift damit aktuelle Diskussionen auf, wie sie in den Disability Studies, den Kultur- und Medienwissenschaften wie auch in den Gender und Queer Studies oder der Rehabilitationswissenschaft geführt werden. Dort lässt sich erstens beobachten, dass die eindeutige Unterscheidung von Behinderung und Beeinträchtigung durch weitergreifende Argumente, wie das der „complex embodiment“ (Tobin Siebers) ergänzt wird. Komplexe Verkörperungen sind zweitens zunehmend durch assistive und digitale Hilfsmittel und Mainstream-Devices gerahmt, die Menschen mit Behinderung in ihren Alltagspraktiken nutzen – oder auch selbst gestalten, wie es Hamraie und Fritsch mit dem Konzept der Crip Technoscience (2019) nahelegen. Drittens sind die problematischen Verhältnisse und ko-konstitutiven Beziehungen von körperlicher Variabilität und Technowissenschaften in intersektionale Hierarchisierungen eingebettet. Dies zeigt sich in wachsenden sozialen Ungleichheiten und Ausgrenzungen sowie den darauf reagierenden künstlerischen, aktivistischen und anderen politischen Interventionen. Letztere situieren sich zunehmend auch angesichts sich verschärfender gesellschaftlicher Kontroversen wie der Klimakrise und der Corona-Pandemie. Die Vorlesung zielt darauf ab, die gegenwärtigen Prozesse und kreativen Politiken der vielfältigen Dis/Ability Cultures kritisch einzuordnen. Uns interessiert dabei, wie sich heterogene Wissensformen zwischen subjektiver Erfahrung, biomedizinischer Kategorisierung und bürokratisch-technologischer Rahmungen aufspannen. Wir fragen danach, wie solche Prozesse durch literarische und künstlerische Werke, durch Alltagspraktiken oder aktivistische Interventionen bearbeitet werden. Nicht zuletzt steht zur Diskussion, wie die Analyse dieser Problematiken ebenso die historische Dimension von Behinderung sowie deren transkulturelle Dimensionen zur Kenntnis nimmt und entsprechend einbeziehen kann. Die Vorlesung findet 14-tägig statt. Im Wechsel werden wir in seminaristischen Sitzungen einführende Lektüren zu den Disability Studies und ihren interdisziplinären Ausprägungen diskutieren. Ein ausführlicher Reader wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.

Literature

Brehme, David; Fuchs, Petra; Köbsell, Swantje (Hg.) (2020): Disability Studies im deutschsprachigen Raum. Zwischen Emanzipation und Vereinnahmung. Weinheim, Basel: Beltz Juventa (Open Access, PDF); Waldschmidt, Anne; Berressem, Hanjo; Ingwersen, Moritz (Hg.) (2017): Culture - theory - disability. Encounters between disability studies and cultural studies. Bielefeld: transcript (Disability studies, Band 10).