Wie wurden wissenschaftliche Bücher in der Frühen Neuzeit gelesen? Eine Spurensuche mit modernen Techniken

Technische Universität Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
SE
Semester
WiSe 2022/23
Standort
tba (hybrid)
SWS
2
Start
Tag
Block
Anmeldung
Vorbesprechungstermin am 21. Oktober 2022 (90 Minuten)
E-Mail
c-sander@heimat.de

Details

Forschende und Studierende kritzeln und notieren in ihren Büchern, oder tun dies heutzutage digital. Das war in der Frühen Neuzeit kaum anders. Exemplare alter Bücher in Bibliotheken sind oft voller handschriftlicher Anmerkungen. Heute müssen wir sehr vorsichtig mit diesen alten, wertvollen Büchern umgehen, aber in den Händen der zeitgenössischen Leser*innen waren sie oft Gebrauchsgegenstände. Dieses Seminar widmet sich den oft vernachlässigten Spuren vergangener Lektüren wissenschaftlicher Werke aus der Frühen Neuzeit. Eine solche Archäologie rekonstruiert die Rezeption von Ideen und Praktiken ausgehend von hunderten handschriftlichen Einfügungen von Leser*innen. Welche Seiten eines Buchs wurden am häufigsten kommentiert, korrigiert oder zensiert? Warum haben Leser*innen Skizzen eingefügt oder gedruckte Abbildungen verändert? Solche und andere Fragen werden ausgehend von Fallbeispielen aus Werken von Nikolaus Kopernikus, Andreas Vesalius, William Gilbert und Isaac Newton untersucht. Gleichzeitig möchte das Seminar über moderne digitale Verfahren der Annotation und ihrer Erfassung reflektieren und dazu praktisch anleiten. Durch den Vergleich von unterschiedlichen Praktiken über die Epochen hinweg wird nicht nur Wissen über Kulturtechniken erworben, sondern auch Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens erlernt, zu denen auch das Kommentieren wissenschaftlicher Lektüre gehört.

Literature

Sherman, William H. 2010. Used Books. Marking Readers in Renaissance England. Material Texts. Philadelphia: University of Pennsylvania Press. - "Archaeology of Reading". 2014. http://archaeologyofreading.org/dissemination/.