„Güter“-, „Produktions“- und „Lieferketten“: Historische Beispiele eines multilokalen oder globalen Fertigens

Technische Universität Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
SE
Semester
WiSe 2024/25
Standort
H 2051
SWS
2
Start
Rhythmus
wöchentlich
Tag
Di
Zeit
14-16
Anmeldung
Anmeldung über ISIS. Es ist geplant, die Seminarteilnehmer*innen in eine technikhistorische Tagung zu diesem Thema, die vom 3. bis 5. April 2025 am Technikmuseum in Berlin stattfindet, einzubinden.
E-Mail
h.weber@tu-berlin.de

Details

Smartphone, T-Shirt oder die in Marokko gepulte Nordseekrabbe sind prägnante Beispiele einer gegenwärtigen Fertigung, die global distribuiert entlang von sogenannten „Güter“- bzw. „Produktionsketten“ abläuft. Multilokales Fertigen ist jedoch keine neue Erscheinung der Globalisierung des späten 20. Jahrhunderts und ihrer postfordistischen Reorganisation von Produktion. Die Geschichte von Arbeit und Produktion weist zahlreiche ältere Variationen auf, bei denen das Produzieren bzw. Verarbeiten kleinteilig zerlegt wurde, um einzelne Fertigungsabschnitte dort ausführen zu lassen, wo die Kosten geringer, Sozial-, Sicherheits-und Umweltstandards niedriger oder Arbeitskräfte verfügbarer waren. Multilokales Fertigen bildete in anderen Fällen außerdem eine Alternative zur zentralisierten Massenproduktion, um in Bereichen einer flexiblen Nischenproduktion schnell auf sich ändernde Bedarfe reagieren zu können. Das Seminar geht der Geschichte einer solchen multilokalen Zerlegung von Herstellungsprozessen nach. Wie sah die Produktion aus, welche Logistik war nötig und wie wurden Transport, Zwischenlagerung, Kommunikation, Koordination und Kontrolle zwischen den einzelnen Produktionsstufen abgesichert? Zu welchen intersektionalen Benachteiligungen führte das heute so genannte „Outsourcing“? Vor allem Frauen, migrantische Arbeiter:innen und sozial marginalisierte Gruppen waren in diese Arbeitsmärkte eingebunden. Beispiele sind das vormoderne Verlagssystem; die arbeitsteilige Weiterverarbeitung von Rohstoffen wie Baumwolle auf dem Weg hin zur Fertigware, der arme und reiche Regionen miteinander verband; die so genannten „Heimindustrie“ im 19. und 20. Jahrhundert und schließlich das Outsourcing im Zeitalter der Massenproduktion. Neben technikhistorischer Literatur werden Ansätze und Studien der Gender Studies, der Wirtschafts- und der Globalgeschichte behandelt.

Literature

Rivoli, Pietra: Reisebericht eines T-Shirts. Ein Alltagsproduckt erklärt die Weltwirtschaft. Düsseldorf, Wien 2006. Komlosy, Andrea: Weltmarkttextilien. Globale Güterketten im historischen Wandel. In: Fischer Karin/Reiner Christian/Staritz Cornelia (Hg.), Globale Güterketten. Weltweite Arbeitsteilung und ungleiche Entwicklung. Wien 2010, S. 76-97.