Kurze Formen der Kritik. Theorie und Praxis des Essays

Humboldt-Universität zu Berlin

Organisatorisches

Kurstyp
SE
Semester
WiSe 2022/23
Standort
SO22, 0.02
SWS
2
Start
Rhythmus
wöchentlich
Tag
Do
Zeit
14-16
Anmeldung
Max. 25 Teilnehmer*innen
E-Mail
mueller@cmb.hu-berlin.de

Details

Die Textform des Essays bewegt sich an der Grenze zwischen Literatur und Wissenschaft und ermöglicht durch kurze pointierte Darstellung und ihren hybriden Charakter eine Reflexion des gesellschaftlichen wie individuellen Selbstverständnisses sowie der Genese von Wissen. Im Seminar werden nach einer historischen Einführung verschiedene Formen von aphoristischen, fragmentarischen und essayistischen Schreibweisen vor allem im Ausgang von klassischen Texten der Kulturwissenschaft vom Anfang des 20. Jahrhunderts behandelt. Das Seminar hat ein dreifaches Ziel: neben einem allgemeinen Einblick in die Geschichte der Essayistik (1) werden insbesondere Autor*innen von Kurztexten, die die Idee des Essayismus in ihren Schriften nicht nur praktiziert, sondern auch reflektiert haben, exemplarisch vorgestellt (2), um in Auseinandersetzung damit schrittweise zum eigenständigen Schreiben von Essays und der Kritik von Schreibweisen überhaupt zu gelangen (3). Es handelt sich um ein zugleich theoriehaltiges wie praxisorientiertes kulturwissenschaftliches Seminar: theoretische und praktische Aspekte des essayistischen Schreibens können durch die Erschließung von historischem und poetologischem Wissen in der eigenen Schreibpraxis verbunden werden. Durch den praktischen Anteil des Seminars, die eigenen Versuche beim Schreiben von Essays, ist das Seminar weniger eine Auseinandersetzung mit einer literarischen Gattung allein, sondern mehr eine Einführung in Poetologien des Wissens, die es den Studierenden ermöglichen, sich die Kulturtechnik des essayistischen Schreibens diskursiv und experimentell anzueignen, um ihre textuellen Ausdrucksmöglichkeiten über die akademische Schreibweise hinaus zu erweitern. Die kritische Reflexion über die Grenzen der akademischen Schreibweise fördert dabei aber zugleich das Verständnis für diese: eine Rekapitulation der Grundlagen akademischen Schreibens, wie sie aus verschiedenen Tutorien bekannt sein dürften, soll gerade wegen der geringeren institutionellen Einbindung der Studierenden in der Pandemiephase am Anfang des Seminars stehen. Die Spezifik des essayistischen Stils als alternative textuelle Ausdrucksweise lässt sich dann in Abgrenzung davon überhaupt erst sinnvoll einführen.