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Im 17. Jahrhundert wandte sich René Descartes dezidiert gegen antike als auch mittelalterliche Naturbegriffe und erklärte die Menschen kurzum „zu Herren und Eigentümern der Natur“. Francis Bacon plädierte dafür, die Natur solang zu „quälen“, bis sie ihre Geheimnisse einer empirischen Naturwissenschaft preisgebe. In Nova Atlantis (1692) spekulierte er sogar über die „künstlichen Weisen und Mittel“, Lebewesen aus toter Materie technisch herzustellen. Spätestens in der Moderne stoßen die Ideen und Projekte einer technisch-instrumentellen Naturkontrolle jedoch auf deutliche Kritik und Gegenwehr. Nichtsdestotrotz steht die technowissenschaftliche Kultur der Gegenwart für eine rigorose Durchsetzung jener neuzeitlichen Imperative, wenn heute etwa das biotechnische Re-Design ganzer Gattungen und auch das Engineering planetarischer Stoffkreisläufe vorangetrieben wird. Im Verlauf des Wintersemesters beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Positionen (als auch den Problematisierungen) im Diskurs der Naturbeherrschung – seit der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, von Francis Bacon bis Maria Puig de la Bellacasa. Letztlich lassen sich die zeitgenössischen Debatten um das krisenhafte Verhältnis von Mensch und Natur im Anthropozän, die Fragen nach dem sogenannten Naturschutz und die Projekte zur etwaigen ‚Rettung des Klimas‘ durch Geo-Engineering nur durch eine kritische Historisierung des besagten Leitmotivs contra natura verstehen. Wir lesen u.a. Descartes, Bacon, Hegel, Marx, Arendt, Haraway, Viveiros de Castro und Bellacasa.